Himmelhoch-jauchzend, zu Tode betrübt: bipolare Krankheitsbilder
Wenn sich Phasen von Niedergeschlagenheit mit solchen von Euphorie, Überdrehtheit, Ruhelosigkeit und Selbstüberschätzung abwechseln, kann eine manisch-depressive (sogenannte bipolare) Störung vorliegen.
Das phasenweise Abwechseln einer bedrückten, depressiven und gehobenen, euphorischen Stimmungslage wird je nach Stärke ihrer Ausprägung als bipolare, manisch-depressive Erkrankung oder als Zyklothymie bezeichnet.
Bis zur Diagnose einer sogenannten bipolaren Störung vergeht oft geraume Zeit. Mitunter durchlebt ein Patient zunächst drei bis viermal eine depressive Phase und erst danach eine manische Phase, so dass zunächst alles auf eine Depression hindeutet. Erst wenn es auch zu einer Manie kommt, wird die Bipolarität erkennbar.1
Die Ursachen dieser Erkrankungsform sind noch weitgehend unbekannt. Eine genetische Komponente wird angenommen. Eine Störung im Gehirnstoffwechsel ist bei den betroffenen Patienten nachweisbar. Die Erkrankung oder eine neue Episode können durch emotionale Stresserlebnisse positiver oder negativer Natur ausgelöst werden. Auch Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus wirken sich bei genetisch vorbelasteten Menschen negativ aus und können den Beginn einer neuen Krankheitsepisode triggern.
Ist die Manie sehr stark, können zusätzlich auch Symptome einer Psychose auftreten. Dies kann sich als Verfolgungs-, aber auch als Größenwahn zeigen. Wie ausgeprägt die einzelnen Episoden sind und in welcher Abfolge sie auftreten, ist individuell verschieden.
Eine fachärztliche, primär medikamentöse, aber auch psychotherapeutische Behandlung ist bei allen Formen der bipolaren Störungen erforderlich.
Bei vielen Patienten kommen weitere psychische Beschwerden hinzu wie Angst-, Zwangs- und Suchterkrankungen oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS).
Wechseln sich Stimmungsschwankungen geringeren Ausmaßes ab, spricht man von Zyklothymie. Die euphorischen Phasen sind nicht so ausgeprägt und werden als Hypomanie bezeichnet. Die Episoden niedergeschlagener Stimmung sind einer depressiven Verstimmtheit vergleichbar.2
In Deutschland leiden zwischen einem und drei Prozent der Bevölkerung an einer bipolaren Störung. Zumeist beginnt sie bereits im Jugend- oder im jungen Erwachsenenalter.1