Formen der Depression

Depressionen können vielerlei Gründe, aber auch keinen erkennbaren Grund haben; sie können sich in vielerlei Symptomen äußern und manchmal sogar hinter Betriebsamkeit und Aktionismus verstecken. 

Depressionen sind psychische Störungen, die sich meistens in Form von deutlich gedrückter Stimmung, Interesselosigkeit und vermindertem Antrieb äußern. Zusätzlich treten häufig auch körperliche Beschwerden auf, seltener sind sie mit wahnhaften Vorstellungen verbunden.

Eine Depression kann als „Überreaktion“ auf tatsächlich vorhandene Auslöser entstehen (exogene, reaktive Depression).

Eine Sonderform der Depression ist die Winter-Depression oder saisonal abhängige Depression (SAD), von der jedes Jahr etwa 800.000 Deutsche betroffen sind. Auslöser ist ein Mangel an Tageslicht in der „tristen Jahreszeit“. Von der jahreszeitlich unabhängigen, meist ganzjährig vorhandenen Depression unterscheidet sie sich durch starke Müdigkeit / längeres Schlafen (ganzjährig Depressive liegen eher wach und grübeln) sowie durch Heißhunger auf Kohlenhydrate (ganzjährig Depressive sind eher appetitlos) und damit verbundener Gewichtszunahme (entstanden aus dem früher lebensnotwendigen Bedürfnis des Körpers, sich für die karge Jahreszeit ein Fettpolster zuzulegen). Auch hier sind Melancholie und Müdigkeit als Relikte aus der Urzeit, in der der Winter für den Menschen eine Phase verminderter Aktivität darstellte – einem quasi Winterschlaf vergleichbar -, bis zu einem gewissen Grad normal. 

In seltenen Fällen können auch Arzneistoffe eine depressive Symptomatik auslösen; hierzu zählen u.a. Blutdrucksenker (ACE-Hemmer, Betablocker), Glucocorticoide (“Kortison“), Schilddrüsenhormone, hormonelle Verhütungsmittel wie „die Pille“, Opiate.2

Nicht nur als Arzneimittel eingenommene Hormone können einen erheblichen Einfluss auf die Stimmungslage haben; auch „natürliche“ Veränderungen des Hormonspiegels können depressive Gefühle bis hin zu einer ausgewachsenen Depression hervorrufen. In diesem Zusammenhang sind die Schilddrüsenüber- und -unterfunktion (Hyperthyreose, Hypothyreose) zu nennen und die Wechseljahre – vornehmlich bei Frauen, doch auch Männer sind davor nicht gefeit; oder auch die Wochenbett-Depression, die sich in ihrer Ausprägung von den sogenannten Heultagen oder dem Baby-Blues kurz nach der Entbindung ebenso unterscheidet wie der Winter-Blues von der Winter-Depression.4 Sowohl bei der Wochenbett- als auch der Winter-Depression handelt es sind um schwere psychische Erkrankungen, die einer ärztlichen, medikamentösen und, wenn möglich, auch psychotherapeutischen Behandlung bedürfen. 

Darüber hinaus gibt es schwere depressive Verstimmungen, die ohne erkennbaren Auslöser, sozusagen grundlos „aus sich selbst heraus“ entstehen. Diese bezeichnet man als endogene Depression.2

Körperliche Symptome wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit, Schwindel undSchlafstörungen sind häufige Begleiterscheinungen einer Depression, auch unklare Magen-Darm-Beschwerden mit Appetitlosigkeit können bei allen Formen der Depressivität begleitend auftreten.

Bisweilen stehen diese körperlichen Symptome aber sogar als Hauptbeschwerdebild im Vordergrund, sodass die ursächlich zugrunde liegende deprimierte Stimmungslage kaum noch in Erscheinung tritt. Dann spricht man von einer larvierten (maskierten, versteckten) Depression mit Somatisierung (d.h. mit einer Verlagerung der seelischen Beschwerden auf die körperliche = somatische Ebene). Diese Form der Depression ist oft bei älteren Menschen anzutreffen.2

Meist ist eine depressive Verstimmtheit oder Depression von Antriebslosigkeit begleitet. Doch auch hinter einer erhöhten Nervosität und Gereiztheit, Überaktivität, Arbeits- oder Sportsucht kann sich eine depressive Stimmungslage verbergen, was dann als agitierte Depression bezeichnet wird.3 Diese kann zu einem Zustand der permanenten Überforderung und Erschöpfung führen; der Übergang zum Burn-Out (Ausgebrannt-Sein) ist fließend.

In seltenen Fällen sind Depressionen begleitet von Zwangsgedanken wieVerfolgungswahn oder auch von Wahnvorstellungen (Halluzinationen). Diese Formwird dann als psychotische Depression bezeichnet.4 Auch hier findet man fließende Übergänge, denn diese Form der Depression kann auch als Begleiterscheinung einer Schizophrenie auftreten, bei der die psychotische Wahrnehmung nicht realer Ereignisse ein Charakteristikum der Erkrankung darstellt.

 

Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann ist im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen. Frauen erkranken also zwei– bis dreimal so häufig an einer Depression wie Männer.1