Behandlungsmöglichkeiten depressiver Beschwerden (Teil 1) -  Winter-Blues und leichtere depressive Verstimmungen 

Licht in die Dunkelheit des Winters und der Seele 

So verschieden depressive Krankheitsbilder in ihrer Ausprägung sein können, so unterschiedlich gestalten sich die Möglichkeiten ihrer Behandlung. Ein breites Spektrum von therapeutischen Mitteln steht zur Verfügung und reicht von einer Behandlung mit Licht und pflanzlichen Wirkstoffen bis hin zu unterschiedlichen Psychopharmaka und Formen der Psychotherapie. 

„Mehr Licht“ – das sollen Goethes letzte Worte gewesen sein…
So weit sind wir zum Glück noch nicht, aber beim sogenannten Winter-Blues oder auch bei der saisonalen Winterdepression kann eine Licht-Therapie durchaus hilfreich sein.1 Nicht umsonst feiern die Menschen seit Jahrhunderten Lichterfeste wie Advent, Weihnachten oder auch Chanukka in der dunklen Jahreszeit und versuchen auf diese Weise die Wochen bis zum nächsten Frühling zu überbrücken. Und nicht ohne Grund gibt es in Skandinavien, wo im Winter sehr viele Tage nahezu im Dunkeln liegen, Licht-Cafés, Tageslichtlampen in Büros oder ganz im Norden sogar an den Bushaltestellen!2 Von zehn mit einer Lichttherapie behandelten Patienten erleben sechs bis neun innerhalb von zwei bis drei Wochen eine Verbesserung ihrer Beschwerden. Die Behandlung kann, muss aber nicht helfen. Sie sollte nur nach ärztlicher Beratung gestartet und gestaltet werden.3
Bei einer Dosis von 10.000 Lux reicht meist etwa eine halbe Stunde Lichttherapie am Tag. Besonders wirksam sei die Portion Kunstlicht in den Morgenstunden. 

Menschen sind verschieden; sie reagieren unterschiedlich auf Situationen einer emotionalen Belastung. Ob dabei Deprimiertheit, Angstgefühle oder Erschöpfung mit oder ohne körperliche Beschwerden im Vordergrund stehen, lässt sich nicht vorhersagen. Schuldzuweisungen und Vorwürfe von dritter Seite oder Appelle, sich doch einfach mal zusammenzureißen, sind auf jeden Fall unangebracht und in keiner Weise hilfreich!

Stehen ängstliche Verstimmung und innere Unruhe im Vordergrund, bietet sich beispielsweise hochdosiertes Lavendelöl an. Nervöse Unruhe kann mit Zubereitungen aus Passionsblumenkraut behandelt werden. Bei Schlafstörungen können auch bewährte Kombinationen aus Baldrian, Hopfen und Melisse empfohlen werden.4

Leichtere depressive Verstimmungen, wenn sie nicht rasch von allein abklingen, lassen sich meist gut mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) behandeln. Die stimmungsaufhellende Wirkung setzt allerdings erst nach einigen Wochen der regelmäßigen Einnahme ein. Um eine ausreichende und gleichbleibende Dosierung sicherzustellen, sollten keine Teezubereitungen, Presssäfte oder nicht-apothekenpflichtige Johanniskraut-Präparate verwendet werden.4 Johanniskraut wird als einziges pflanzliches Antidepressivum auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie „Unipolare Depression“ empfohlen.5 Es hat sich, wie durch klinische Studien belegt werden konnte, bei leichten und mittelschweren Depressionen in der Wirksamkeit als ebenbürtig mit synthetischen Antidepressiva und gleichzeitig besser verträglich erwiesen. Von Vorteil ist, dass Johanniskraut nicht müde macht, also nicht sedierend wirkt und auch das Reaktionsvermögen nicht beeinflusst.

Zu beachten sind aber mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, deren Wirkung durch die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut abgeschwächt oder verstärkt werden kann. Hier empfiehlt es sich, den jeweiligen Beipackzettel gründlich zu studieren und sich ggf. auch von einem Arzt oder Apotheker beraten zu lassen. So kann die Wirkung der Antibabypille herabgesetzt werden, was zu Zwischenblutungen und sogar ungewollten Schwangerschaften führen kann. Anwenderinnen sollten bei Einnahme von Johanniskraut daher zusätzliche Verhütungsmethoden verwenden.
Eine typische Nebenwirkung von Johanniskraut ist die Photosensibilisierung, also eine erhöhte UV-Lichtempfindlichkeit mit erhöhten Sonnenbrandrisiko. Keinesfalls sollte man unter der Einnahme von Johanniskraut ein Sonnenbad nehmen oder – in der dunklen Jahreszeit, in der depressive Verstimmungen häufiger auftreten, besonders zu bedenken – Höhensonne anwenden oder ein Bräunungsstudio aufsuchen. Auch im Winter und ohne direkte Sonneneinstrahlung ist bei Einnahme von Johanniskraut ein guter UV-Schutz der Haut an den lichtexponierten Stellen (Gesicht und Hände) sehr wichtig.4

Der Lichtmangel schlägt bei rund 20 Prozent der Menschen in Deutschland aufs Gemüt: Sie leiden unter Antriebslosigkeit, erhöhtem Schlafbedürfnis und Heißhunger bis hin zu einer Depression. Eine Lichttherapie und Bewegung im Freien können helfen.1